Lucas R., Kulturpädagoge ohne feste Stelle, kann es immer noch nicht verstehen. Vor einem Monat ist Sabine von ihm weggezogen, ganz plötzlich und viel zu heftig. Sie hätte doch vorher mal darüber reden können. Wenigstens andeuten, was ihr nicht gefiel. Um die leidige Geschichte zu vergessen, bräuchte er jetzt eine richtige Herausforderung. Und als er in einer TV-Diskussion zufällig eine Schauspielerin so erlebt, dass er auf sie neugierig wird, ist es so weit. Gina Jadonovich spricht ungebremst aus, was sie denkt und was sie möchte. Er fühlt sich gleich wie elektrisiert.
Was sie sonst so gemacht hat, will er wissen. Will Fotos von ihr sehen. Ihre Autogrammkarte, ihre Anschrift haben. Möchte sie am liebsten bald persönlich kennen lernen.
Mit Anrufen beim Sender, bei Fernsehzeitung und Telefon-Auskunft sowie mehreren Such-Begriffen im Internet rückt er ihr, ohne dass sie etwas davon weiß, immer näher. Bis er dann, nach ein paar Schwindeleien,  ihre Stimme direkt, wenn auch nur auf ihrem Anrufbeantworter, hören kann, aber dadurch hat er nun sogar ihre Handy-Nummer.
Doch für ihn ist natürlich klar, dass er ihr, um sie wirklich treffen zu können, etwas bieten muss. So macht er sich zum Film-Autor. Er habe eine ganz besondere, nur auf sie abgestimmte Idee. Mit Geschichten rund um aktuelle Themen wie Blind Dates, Webcam-Girls und Internet-Kunst.
Aber selbst dieses Angebot, fürchtet er, ist noch zu wenig, hat jede Schauspielerin schon zu oft gehört. So beschließt er, diese Nachricht nicht per Anruf oder Fax, sondern selbst, als eigener Bote zu ihr zu bringen. Dann hätte er auch genügend Zeit, intensiv an seiner Idee zu feilen. Zusätzlich könnte er ihr unter "www.allein-fuer-dich.de" unterwegs die ganze Zeit von seinem Aufwand berichten und sie damit auf ihn richtig gespannt machen.
Auf seinem zehntägigen und etwa 300 km langen Fußmarsch von Wolfenbüttel nach Berlin hat er jedoch weit weniger Zeit, als er sich vorher vorgestellt hatte.


"Der ruhige Fluss der Worte zieht den Zuschauer weg von den Bildern, an denen er sich eigentlich festhalten möchte: Bilder von Laubwäldern, Wasserlachen, Spinnennetzen, Industrie-brachen, vernagelten Türen, abgestellten Zügen, leeren Bahnhöfen, Schleusen, Fähren, Brücken und immer wieder Wegen ins Leere."
(Sabine Neubert)

"Brigitte Tast lässt die Ebenen zwischen fiktiver Story und Wirklichkeit verschwimmen... Das Dia als mediales Urgestein trifft auf das weltweit wirkende Internet und den Film - Positionen in einem Spannungsfeld, die Brigitte Tast geschickt ergründet und verknüpft."
(Martin Breutmann)

Zu "www.allein-fuer-dich.de" ist eine kleine Broschüre erschienen
"KULLERAUGEN" Nr. 24 (2004, geh., 36 S.,  25 Abb., EUR 4,5o, ISBN 3-88842-024-5) .
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